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Samstag, 4. Juni 2016

Tatort Textilfabrik

Tatort Textilfabrik

Menschen aus Pakistan – davon kenne ich ein paar, die als Flüchtlinge bei uns leben.  
Ob sie bleiben dürfen, das wird sich zeigen.
Kleidung aus Pakistan – die tragen viele. Die darf auf jeden Fall bleiben, weil sie so schön billig ist.
Ob die Leute, die diese Kleidung tragen oder ihren Kindern kaufen, überhaupt wissen, wo sie herkommt? 

Wenn ich die Kleiderangebote in den Geschäften sehe, frage ich mich oft, wie diese Preise zustande kommen. Doch es ist eine rhetorische Frage, denn ich kenne die Antwort:
Der Grund sind billigste Löhne und schlechteste Arbeitsbedingungen für alle Arbeiter in der Produktionskette, von der Baumwollplantage über Spinnereien und Färbereien, Webereien und Wirkereien sowie die Nähereien bis zu den Transportwegen rund um den Globus.
Für 2,99 Euro könnte ich kein T-Shirt produzieren.
Ich denke an die Menschen, die dafür schuften, dass wir uns hier deutlich mehr Klamotten kaufen können, als wir brauchen und uns gut tun.  

Das ist die eine Seite der Medallie. Dann gibt es noch eine zweite und eine dritte: 

Oft genug frage ich mich, was ich da eigentlich tue, wenn ich meine Kleidung selbst herstelle: Verplempere ich meine Zeit? Das lohnt sich doch nicht, kann man doch alles viel billiger kaufen, seine Zeit viel sinnvoller nutzen... 
Das bekomme ich oft genug von anderen zu hören. 
Mein Tun kommt mir dann plötzlich sinnlos vor. Es ist eine fatale loose-loose-Situation: 
Weil die Arbeit (respektive Produkte) der Menschen in der Textilproduktion nicht wertgeschätzt werden, ist auch meine Arbeit nichts wert.
Oder so wenig, dass man Nähen, Stricken oder gar Spinnen nur noch als etwas abgedrehtes Luxushobby in einer Überflussgesellschaft einordnen kann, nicht als "normale Tätigkeit". Dabei war die Herstellung von Kleidung früher einmal ebenso grundlegend lebensnotwendig wie die Beschaffung von Nahrungsmitteln.

Was nahtlos zur dritten traurigen Feststellung überleitet: 
Dem Verlust von technischem Know-How in unserer Gesellschaft, in unserem Land.
Weil nahezu die komplette Textilproduktion in andere Länder ausgelagert wurde, existiert ein ganzer industrieller Produktionszweig für Produkte, die wir wirklich brauchen und nicht einfach durch was anderes ersetzen können, fast nur noch im Museum. 
Ich kann zwar die Gründe für diese Entwicklung nachvollziehen, halte es aber trotzdem für einen bedauernswerten Kulturverlust. 

Was mich heute darauf bringt, diese Gedanken mal zu posten, ist eine sehr hörenswerte Sendung des Bayerischen Rundfunks über eine abgebrannte Textilfabrik in Pakistan und die Idee mancher Leute, der nicht vorhandene Brandschutz und die daraus resultierenden unnötig vielen Todesfälle könnten etwas damit zu tun haben, dass Kleidung bei uns so billig angeboten wird. Beim Hören blicke ich nebenbei hinter die Kulissen des Textilhandels und über meinen Tellerrand hinaus in die Heimat meiner pakistanischen Freunde
 
Das Feature dauert eine knappe Stunde. Hier der Link, links unten im Bild ist der Play-Pfeil zum Abspielen:

Tatort Textilfabrik
 

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